»Nahezu alles Unglaubliche an dieser Geschichte ist wahr.« | Tibor Rode über seinen Thriller »Der Wald«

Gespeichert von lgerstenberger am Do., 31.08.2023 - 09:09
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Tibor Rode: Der Wald | Thriller Umwelt
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Was wäre, wenn Natur & Technik sich gegen uns verbünden? In seinem top recherchierten Wissenschaftsthriller »Der Wald« schreibt Tibor Rode über die Intelligenz der Pflanzen, selbstlernende Algorithmen und ein Ökosystem, das die Menschheit zerstören kann. Als Autor des Monats verrät er hier die Hintergründe dieser packenden Geschichte.
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Tibor Rode im Interview
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Herr Rode, Ihr neuer Thriller hört sich ungewöhnlich an. Was bedeutet „Der Wald – Er tötet leise“? Kann ein Wald töten?

Fest steht jedenfalls, dass wir Menschen, den Wald töten können. Schadstoffbelastung der Luft und der Klimawandel sorgen auch heute noch für ein massives Waldsterben. Es gibt Befürchtungen, dass es in einigen Jahrzehnten den Wald, wie wir ihn kennen, nicht mehr gibt. Da stellt sich doch die Frage: Wann wehrt sich der Wald endlich? Wann schlägt die Natur zurück? Ob ein Wald töten kann, möchte ich hier noch nicht verraten - nur soviel: Es ist genauso, wie es auf dem Buchtitel steht und doch ganz anders, als man vermutlich denkt.

Science Fiction oder schon Realität. Wo befinden wir uns, wenn Sie davon sprechen, dass der Wald sich wehrt?

Wir sind weit von Science Fiction entfernt oder besser gesagt: mitten drin. Vieles, was wir uns vor kurzem noch nicht vorstellen konnten, ist mittlerweile Realität. Nehmen Sie nur die Corona-Pandemie, oder die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (AI). Morgen ist Jetzt und daher ist in meinem Buch zwar alles fiktiv, aber beruht auf realen Fakten. 

Mit „Wald“ verbinden wir Stille, Erholung, Selbstfindung, Frieden, Energie tanken. Bei Ihnen scheint das nicht der Fall zu sein. Mit was bekommen wir es zu tun?

Der Wald hat viele Facetten, daher fasziniert er uns auch so. Über Jahrtausende galt der deutsche Wald als dunkel und gefährlich, als Hort von Dämonen und Fabelwesen. So entstanden auch zahlreiche Sagen und Märchen, bei denen im Wald meist das Unheil lauerte. Rotkäppchen trifft im Wald den Wolf, Hänsel und Gretel werden dort von der Hexe überfallen. Erst in der Romantik änderte sich die Haltung der Deutschen zum Wald drastisch. Maler und Dichter machten ihn plötzlich zum Symbol einer heilen und träumerischen Welt. Nun ist es an der Zeit für eine neue Einordnung des Waldes, finde ich. Quasi ein Waldbild 2.0. Mehr verraten kann ich aber nicht, ohne zu spoilern. 

Sie sprechen die Intelligenz der Pflanzen an. Haben Pflanzen ein Bewusstsein?

Umstritten ist in der Fachwelt bereits, ob Pflanzen tatsächlich intelligent sind. Es spricht aber vieles dafür, dass Pflanzen einiges mehr können, als wir Menschen ihnen zugestehen wollen. Immer wieder gibt es Studien, die beispielsweise von Erbsen berichten, die man wie Hunde dressieren kann. Oder jüngst hat man herausgefunden, dass Tomaten im hochfrequenten Bereich schreien, wenn man ihnen Schmerzen zufügt. Hinter all dem steckt sicherlich eine gewisse Vermenschlichung. Dass Pflanzen aber zum Beispiel miteinander kommunizieren können, steht fest. Ich erwarte hier in den nächsten Jahrzehnten spektakuläre Erkenntnisse zum Leben der Pflanzen. Ein Bewusstsein, wie wir es kennen, werden Pflanzen wohl nicht haben. Aber wer weiß. Meine Schwiegermutter berichtet, dass sie regelmäßig mit ihren Orchideen spricht – und behauptet felsenfest, dass diese auch auf sie hören.  

Das Drama beginnt mit der weltweiten Aussendung mysteriöser Samenpäckchen. Was lösen die Pflanzen aus?

Die Aussendung mysteriöser Päckchen mit unbekannten Pflanzensamen beruht auf wahren Ereignissen. Im Jahr 2020 tauchten urplötzlich überall auf der Welt anonyme Briefsendungen auf. Niemand hatte sie bestellt und sie enthielten kommentarlos jeweils nur einige unbekannte Pflanzensamen. Rasch breitete sich bei den Behörden Nervosität aus und es wurde auf allen Ebenen dringend davor gewarnt, die unbekannten Samen einzupflanzen. Man befürchtete Bioterrorismus, die Verbreitung von Krankheiten oder invasiver Arten. Nun ja, in meinem Buch werden diese Befürchtungen wahr. Die Pflanzen, die aus den Samen wachsen, möchte man wirklich nicht in seinem Garten haben. Sie vereinen quasi alle gefährlichen Eigenschaften, die Pflanzen aufweisen können. Der Saft ist ätzend, die Pflanzenteile überwiegend giftig. Sie haben fiese Dornen, am Schlimmsten sind aber die hochallergenen Pollen. Und sie verbreiten sich rasend schnell.

Eine invasive, tödliche Pflanzenspezies, die nicht zu stoppen ist. Wer ist der Held Ihrer Geschichte, wer kann sich dieser Bedrohung stellen?

Meine Geschichte hat mehre Helden. Da ist Ava, die versucht, aus einem ihr feindlich gesonnen Wald zu entfliehen. Die Archäologin Waverly, die sich mit der Geschichte der Pflanzenwelt beschäftigt und einem jahrhundertealten Geheimnis auf der Spur ist. Und Marcus, der nicht nur Förster ist, sondern sich auch mit der wissenschaftlichen Disziplin der Pflanzenbioneurologie beschäftigt und an die Intelligenz der Pflanzen glaubt. Sie alle führen zunächst ihren eigenen Kampf, finden aber im Laufe der Geschichte zusammen. 

Natürlich ist die große Frage, wer hinter der Aktion steckt. Klimaaktivisten, Bioterrorismus oder eine aus dem Ruder gelaufene Marketingaktion? …

Das ist das große Geheimnis, das Marcus zu lösen versucht und das ich hier natürlich nicht verraten kann. Dazu nur soviel: Es ist spektakulär. 

 Ein weiterer Handlungsstrang führt zu Johann Wolfgang von Goethe und seine Suche nach der „Urpflanze“. Was hat es damit auf sich?

Es war kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe der den Begriff der Urpflanze prägte und sich tatsächlich auf die Suche danach machte. Einerseits war es ein Gedankenmodell, wonach Goethe vermutete, dass alle Vegetation auf der Erde aus einer einzigen Pflanze entstanden sein müssten, eben der Urpflanze. Andererseits begab er sich unter falschem Namen auf eine Reise nach Italien, in der Hoffnung, dort tatsächlich ein Exemplar zu finden. Der Thriller knüpft an diese wahre Episode aus dem Leben von Deutschlands bekanntesten Dichter an.  

Ein zerstörerisches Ökosystem, scheinbarer Bioterrorismus – keine Themen eines traditionellen Thrillers. Was war der Auslöser, darüber einen Thriller zu schreiben?

Tatsächlich fasziniert mich der Widerspruch. Zunächst würde wohl niemand Pflanzen als besonders gefährlich ansehen. Aber sie sind die wahren Herrscher dieses Planeten, stellen über 97 Prozent der Biomasse. Würde die Menschheit verschwinden, würde es nicht lange dauern, bis die Pflanzen sich die Städte zurückerobert haben. Sie werden uns Menschen überleben. Gleichzeitig sind manchen Pflanzen angeblich so gefährlich, dass sie sogar verboten sind. Man denke nur an Schlafmohn oder Coca- und Hanfpflanzen. Und die spektakulärsten Giftmorde der Historie wurden mit Pflanzengift begangen. Mein Gedanke war: Was, wenn man das einmal zu Ende denkt und Pflanzen zu gnadenlosen Killern macht? 

Wie umfangreich war die Recherche?

Sehr umfangreich, da ich bislang nicht gerade für meinen grünen Daumen bekannt war, mich eher mit blutigen Fingerabdrücken beschäftigt habe. In meinem Büro stehen Kakteen weil sie die einzigen Pflanzen sind, die bei mir bislang überlebte. Ich habe viele Bücher gelesen. Geholfen hat auch, dass meine Mutter früher am Botanischen Institut in Hamburg gelernt hat. Ich habe bei ihr im Regal noch wirklich alte Lehrbücher zur Botanik gefunden, die mir sehr nützlich waren. Beschäftigt man sich einmal mit der Welt der Pflanzen, merkt man schnell, was für faszinierende und unterschätzte Lebewesen das sind. 

Sind Sie ein naturverbundener Mensch, achten Sie auf die Umwelt?

Naturverbunden bin ich. Nirgends fühle ich mich so wohl, wie in der Natur. Ich bin fasziniert von der Wirkung, wenn man allein in einem Wald ist, über die Anhöhen einer Berglandschaft schaut oder frische Meeresluft einatmet. Das holt mich sofort runter, löst in mir Blockaden. Auch Umweltschutz ist mir wichtig. Ich bin kein Aktivist, aber versuche, meinen Beitrag zu leisten. Unter anderem indem ich Bücher schreibe, die für die Umwelt sensibilisieren sollen. 

Noch eine Frage: Nachdem Sie diesen Thriller geschrieben haben, wie gehen Sie heute in den Wald? Fühlen Sie sich sicher?

Ich finde der Wald ist wie die Nacht: Er kann einen wohlig umarmen oder finster anstarren. Je nach Stimmung. Am liebsten bin ich aber am Meer (lacht). 

Danke für das Gespräch!

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Zentriert
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978-3-426-28400-1
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ISBNs
9783426307090
9783426283981
9783426227930
9783426527207
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