Vergeben zu können ist eine der schwierigsten Herausforderungen, vor der wir stehen. Jeder Mensch erfährt im Laufe seines Lebens Leid, das ihm andere Menschen zufügen. Manchmal ist der Groll so stark, dass er uns zu überwältigen droht: die Verletzungen beim Scheitern einer Ehe, der Ärger über den Bruder, der uns tiefes Unrecht zugefügt hat. Oft bemerken wir das überwältigend negative Gefühl erst, wenn es schon zu spät ist: ein Elternteil ist verstorben, und wir spüren ungeklärte Konflikte, die uns auf der Seele lasten. Der innere Friede geht verloren, und stattdessen bestimmen uns Wut und Ärger.
Einfühlsam vermittelt Margot Käßmann, wie es gelingen kann, zu verzeihen und sagt: »Auch wenn es uns sehr schwer fällt, zu verzeihen: Immer wieder habe ich erfahren, wie gut es tut, wenn es gelingt. Nur so können wir wieder frei werden!«
Carsten Leinhäuser ist katholischer Priester und setzt sich nicht nur von der Kanzel aus mal zornig, mal humorvoll dafür ein, dass die Kirche wieder agil, mutig, verständlich und greifbar wird – damit sie nicht das selbe Schicksal ereilt, wie einst die Dinosaurier. Ein Buch für alle, die sich nach neuen Formen sehnen, um ihren Glauben zu leben.
»Sie sind riesengroß, stark, gewaltig. Und sie sind tot, ausgestorben: die Dinosaurier. Heute ist unsere Zeit. Doch manchmal kommt mir der Gedanke, dass es immer noch ›Dinos‹ gibt. Die Kirche ist so einer. Und ich arbeite für sie. Läuft auch ihre Zeit ab?
Vor etwa 2000 Jahren, als die Kirche entstand, war sie alles andere als ein behäbiger Dinosaurier. Sie war ein Hoffnungsschimmer für Menschen auf der Suche. Ein Rettungsboot für Ertrinkende und Gestrandete. Ein Licht in dunklen Zeiten. Ein frischer Wind für jene, deren Leben eng und stickig geworden war.
Die Christinnen und Christen der ersten Jahrhunderte waren wahre Meister darin, die Frohe Botschaft in die Lebenskontexte ihrer Zeit zu übersetzen. Das Christentum, die Kirche, konnte sich alleine deshalb auf der ganzen Welt ausbreiten, weil es so unglaublich agil, mutig und flexibel auf ›den Zeitgeist‹ reagierte. Für die ersten Christen und Christinnen war klar: Wenn die Zeiten sich ändern, wenn Kulturen unterschiedlich ticken, ist es unsere Aufgabe, die Frohe Botschaft da reinzutragen. Sie anzupassen. Und zwar so, dass die Menschen sie verstehen können. Dass sie etwas mit ihrem Leben zu tun hat. Konkret. Greifbar.
Irgendwie sind uns diese Kreativität, dieser Mut, dieses Gottvertrauen im Lauf der Zeit verloren gegangen. Aus dem ›frischen Wind‹ ist eine angestaubte Bibliothek voller Regelwerke geworden. Aus dem agilen jungen Lebewesen Kirche ein sturer alter Dinosaurier.
Dieser Dinosaurier kann – im Gegensatz zu den ausgestorbenen Vorfahren – aber wirklich denken. Hin und wieder scheint es sogar, als habe er verstanden, dass seine Zeit abläuft. ›Wir müssen was tun. Nicht irgendwann, sondern sofort. Am besten gestern!‹, rufen immer mehr Christinnen und Christen auf der ganzen Welt. Darunter eine stetig wachsende Zahl von Ordensleuten, Priestern und Bischöfen. Es knirscht und brodelt mittlerweile nicht mehr nur unter der Haube. Verzweifelt versuchen manche nach wie vor, am Überlebenskonzept der Dinosaurier festzuhalten. Oder an der romantischen, jedoch unrealistischen Vorstellung, man könne Dinosaurier (wie in Jurassic Park) wiederbeleben, wenn etwas schiefgeht.
Wie wird es ausgehen? Wird die Kirche am Ende einer der Dinosaurier der Weltgeschichte sein, dessen Zeit schlicht und einfach vorbei ist? Oder wird es ihr gelingen, das Feuer der Frohen Botschaft weiterzutragen und ›die Hülle drum herum‹ so zu verändern, dass sie Menschen erreicht und begeistert? Woran und wie könnte und müsste Kirche sich anpassen, damit sie nicht nur über- sondern auch aufleben kann?
Auf alle diese Fragen habe ich keine fertigen Antworten – aber ein paar Gedanken und Ideen, die ich euch in diesem Buch mitgebe. In der Hoffnung, dass da draußen jede Menge Christinnen und Christen sind, die von Jesus und seiner Botschaft begeistert sind. Die mitdenken, die mutig sind und kreativ. Die etwas dazu beitragen wollen, dass wir nicht in das gleiche dämliche Fettnäpfchen treten, wie die Dinosaurier.«