Ein spannender historischer Krimi der Nachkriegszeit
»Ruhrgebiet, 1948. Der Kriminalbeamte Carl Bruns arbeitet für die Abteilung Kapitalverbrechen im Essener Polizeipräsidium, nachdem er während der Nazizeit seinen Beruf nicht ausüben konnte. Im Zuge von Mordermittlungen erfährt er von einer grauenvollen Bluttat, die sich drei Jahre zuvor gegen Kriegsende ereignet hat. Während er dem flüchtigen Täter von damals nachspürt, geschehen weitere Morde. Erst allmählich erkennt Carl Bruns, dass sie Teile eines tödlichen Puzzles sind. Nicht nur er selbst gerät dabei ins Fadenkreuz des Mörders, sondern auch die Frau, die er liebt – die verwitwete Krankenschwester Anne, die verzweifelt an eine bessere Zukunft für sich und ihre Schwestern glaubt. Doch Anne hütet ein düsteres Geheimnis, von dem auch Carl nichts ahnt …«
Liebe Eva Völler, warum nach Ihren SPIEGEL-Bestsellern der „Ruhrpottsaga“ sowie der „Dorfschullehrerin“ nun ein Kriminalroman?
»Der Aufhänger der Geschichte, um die sich der Roman dreht, war ein reales Verbrechen. Für mich hat sich deshalb schnell herauskristallisiert, dass sich diese Geschichte am besten in der Form eines Kriminalromans erzählen lässt.«
In „Helle Tage, dunkle Schuld“ befinden wir uns wenige Jahre nach Kriegsende in Essen. Dort begegnen wir Carl Bruns, der während der NS-Zeit nicht als Polizist arbeiten durfte und erst seit dem Ende des Nazi-Regimes wieder im Dienst ist. Mit welchem Fall bekommt er es zu tun?
»Mit einem Mord, der zunächst nach einem ganz alltäglichen Verbrechen aussieht. Doch bei seinen Ermittlungen kommt Carl einer grauenhaften Bluttat auf die Spur, die Jahre zurückliegt und ein dunkles Kapitel der Nachkriegsgeschichte widerspiegelt. Ehe er sich versieht, wird er dabei in den Sog eines Geschehens hineingezogen, das auch sein eigenes Leben komplett auf den Kopf stellt. In einem Satz zusammengefasst: Es geht um unaufgeklärte Verstrickungen in Naziverbrechen und die menschlichen Tragödien, die damit einhergegangen sind.«
Wie der Titel besagt, handelt der Roman von Schuld. Welche Art von Schuld?
»In erster Linie geht es um ungesühnte Schuld, aber auch um neu hinzukommende Schuld. Um Schuld, die selbst dann entstehen kann, wenn sich jemand bemüht, richtig zu handeln. Schuld, die aus Abgestumpftheit und Gleichgültigkeit erwachsen kann. Und schließlich um jene abgrundtiefe Schuld, die entsetzlichen Verbrechen anhaftet und für die meisten Menschen unbegreiflich ist.«
Ihre Geschichte basiert auf einem wahren Fall. Auf welches Ereignis nehmen Sie Bezug?
»Auf ein Massaker, das einige Wochen vor dem Ende des zweiten Weltkriegs in Essen verübt wurde und bei dem mindestens 35 Zwangsarbeiter von örtlichen Polizeikräften erschossen wurden.«
Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und seiner Gräueltaten ist bis heute nicht abgeschlossen. Inwiefern möchten Sie mit Ihrem Roman zur Aufklärung beitragen?
»In Deutschland hat eine intensivere, von der Bevölkerung mitgetragene Auseinandersetzung mit Naziverbrechen erst vergleichsweise spät begonnen, teils erst nach Jahrzehnten, oftmals gegen Widerstände aus Politik und Gesellschaft. Die Bereitschaft, der Wahrheit in das verstörend hässliche Antlitz zu blicken, war in Deutschland lange kaum vorhanden, denn das hätte womöglich bedeutet, sich dem eigenen Versagen und der eigenen Schuld zu stellen. Erst die nachfolgende, an Nazi-Unrecht erwiesenermaßen nicht beteiligte Generation mochte sich auf dieses dünne Eis wagen – was bekanntlich in dem erbitterten, auch auf anderen Ebenen ausgetragenen Gesellschaftskonflikt der Sechzigerjahre mündete. Für die noch später geborene Generation bis hin zu den Millennials wurde Nazideutschland in der Folge immer abstrakter, fast zu etwas, das sich auf einem anderen Planeten abgespielt haben könnte. Dabei gerät leicht ins Abseits, dass wir – generationenübergreifend und alle miteinander – auf den Schultern einer Geschichte stehen, die auch unser heutiges Leben und unsere Wertvorstellungen bis in die Tiefen durchdringt. Es gibt in Wahrheit keine „Gnade der späten Geburt“, jedenfalls nicht als Freibrief zum Vergessen. Mein Anliegen als Autorin ist es, hier eine Art Brücke zu schlagen, die Vergangenheit aus trockenem Geschichtswissen in ein emotional anfassbares Drama zu verwandeln und so für den Leser eine Ebene zu schaffen, sich bestimmter Geschehnisse zu erinnern, auch wenn man sie selbst weder erlebt noch mit eigenen Augen gesehen hat.«