Andreas Winkelmann im Interview
Du bist bekannt als der Thrillerautor, du schreibst Hochspannung mit Szenen, die einem den Atem stocken lassen – und jetzt lernen wir dich mit »Mord im Himmelreich« von einer ganz anderen Seite kennen. Wie kommt das? Brauchtest du Erholung?
Erholung nicht, aber Abwechslung. Ich bin und war schon immer offen für Neues und liebe es, Erfahrungen zu machen, die den Alltag und die Komfortzone aufbrechen. Beim Schreiben habe ich das auch schon vorher getan, aber bisher noch nicht in Richtung Cosy Crime. Wer mich von meinen Veranstaltungen kennt, weiß, dass ich durchaus Humor habe – hoffe ich – und für jeden Spaß zu haben bin. Diese Seite an mir wollte ich beim Schreiben ausleben und ausloten und habe sehr schnell gespürt, wie viel Spaß es mir macht, Verbrechen mit Humor zu verbinden.
Ein Campingplatz ist ein eigener Mikrokosmos, hier herrschen ganz eigene Gesetze, hierher reist eine besondere Klientel, um Urlaub zu machen. Warum hast du dir für diesen ersten Band deiner Cosy-Crime-Serie ausgerechnet ein Campingplatz-Setting ausgewählt und welche Erfahrungen hast du selbst mit Camping gemacht?
Neben dem Schreiben habe ich eine zweite große Leidenschaft: draußen Abenteuer erleben. Irgendwie ist ein Teil von mir wohl immer Kind geblieben. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, da war es normal, draußen die verrücktesten Dinge zu tun – nicht immer zur Freude der Eltern. Ob Wandern, Trekken, Bergsteigen, Klettern, Canyoning, Kajaktouren, lange Fahrradreisen – bei solchen Sachen geht mir das Herz auf. Und das bringt es mit sich, dass ich gern draußen schlafe und allerorten Campingplätze kennenlerne. Meistens im Zelt, manchmal im Schlaffass, mittlerweile auch mal im eigenen Camper. Bei langen Touren war ich oft auf Hilfe angewiesen und habe gelernt, dass Camper die hilfsbereitesten Menschen überhaupt sind. Ich liebe diesen Mikrokosmos, in dem man fernab des Alltags den Alltag feiert. Es gibt so herrlich skurrile Persönlichkeiten dort, jeder hat eine spannende Geschichte zu erzählen, und weil alles öffentlich ist, sind die Menschen dort viel offener als sonst. Wenn man aus dem Blickwinkel eines Schriftstellers in diese Welt schaut, entwickelt man zwangsläufig den Wunsch, darüber zu schreiben.
Wie viel von deiner Hauptfigur Björn Kupernikus steckt in dir?
Eine ganze Menge. Da wäre zum einen die Alltagspoesie, die Kupernikus liebt. Ich dichte auch oft einfach vor mich hin, und meine allererste Veröffentlichung überhaupt war sogar ein Gedicht in der Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichts. Zudem hält Kupernikus sich für unangepasst, ist es aber nicht so sehr, wie er glaubt, auch das trifft auf mich zu. Und ich bin mir sicher, wenn ich Kupernikus’ Alter erreiche, werde ich auch ein wenig schrullig.
Die berühmte Frage zum Schluss: Was kommt als Nächstes?
Nach dem Buch ist bekanntlich vor dem Buch, und da ich nicht lange ohne Schreiben kann, arbeite ich eigentlich immer am nächsten Text. Aktuell am zweiten Band mit Kupernikus, Annabelle und Pinguin und all den anderen herrlichen Figuren aus dem Himmelreich. Dort ist nämlich etwas echt Furchtbares geschehen. Der Bäckermeister, der jeden Morgen die frischen Brötchen auf den Campingplatz liefert, ist verschwunden. Klar, dass Kupernikus herausfinden muss, was dahintersteckt.